Pionier für Elektro-Autos
Juli 2, 2010 in News
Steckdose statt Tankstutzen: Der Industriemechaniker Marco Lorey verwandelt Fahrzeugen mit Benzin-Antrieb in Elektro-Gefährte. Von Madeleine Reckmann
Hinterm Tankdeckel liegt die Steckdose. Die baut Marco Lorey immer an dieser Stelle in die Autos ein. “Damit man überall bequem Strom tanken kann”, sagt er. Den Tank, den Motor, das Kühlaggregat und die Lichtmaschine hat er längst herausmontiert. Im Motorraum des Peugeot 106, einem Benziner, liegt jetzt eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie. Getankt wird der normale Strom aus der Steckdose. Die meisten Kunden zapfen Ökostrom, manchmal sogar von der eigenen Photovoltaikanlage an.
Auto fährt superleise
2007 begann Marco Lorey damit, Benzin betriebene Autos in Elektro-Autos umzurüsten. Weil damals seine Tochter auf die Welt kam, suchte die Familie einen ökologischen Wagen mit Stauraum für die kleinen Wege. Die Umbautechniken für ein E-Auto entwickelte er selbst, weil er Vergleichbares nicht kaufen konnte. Das Tüfteln hat sich gelohnt. Leise, wie auf Katzenpfoten, schleicht die Familie mit ihrem Renault Tango nun durch Offenbach. “Unser Benziner steht inzwischen nur noch rum”, sagt Lorey.
Den Metallkasten für die Batterie schneidet Lorey auf die Batteriegröße zu und befestigt eine Plexiglasscheibe darüber. Bunte Überwachungsdrähte sind sichtbar. Einen zweiten Teil der insgesamt 150 Kilo schweren Batterie baut er in den Kofferraum, damit sich das Gewicht verteilt. Kein Ölgeruch dringt aus dem Motor mehr hervor; es muss keine Zündkerze ausgewechselt und Kühlflüssigkeit nachgefüllt werden.
Der 30 Jahre alte Lorey ist vom Fach. Mit seinem Vater Rainer betreibt er die 1927 gegründete Maschinenbau-Firma Lorey in der Sprendlinger Landstraße bereits in der vierten Generation. Der Juniorchef ist Industriemechaniker mit einer elektrotechnischen Zusatzausbildung. Er ist Pionier auf dem Gebiet Auto-Umrüstung. “Meine Kunden kommen von weit her, aus Hannover oder vom Bodensee”, sagt er. Im Rhein-Main-Gebiet kennt er keine vergleichbare Werkstatt. Er versteht sich als Serviceleister für Menschen, die kein Auto von der Stange wollen. Der E-Betrieb muss auf jeden Fahrzeugtyp individuell angepasst werden. 40 bis 50 Stunden werkelt er an einer Umrüstung.
In diesem Jahr hat Lorey bereits vier Autos auf E-Betrieb umgestellt. Seine Kunden sind meist Elektriker oder leidenschaftliche Tüftler, die sich in die Materie einarbeiten möchten. “Sie bauen die Sitze oder den Motor aus oder verbinden die Batterie selbst”, sagt Lorey. Das ist wichtig, denn Eigentümer sollten ihr Fahrzeug selbst warten können. Manche arbeiten mehrere Tage an ihrem Wagen in Loreys Werkstatt.
Eigenleistung drückt den Preis
Die Eigenleistung drückt den Preis. Denn der Umbau ist teuer. Die Umrüstung mit Blei-Akkus kostet etwas unter 10000 Euro, mit Lithium-Akkus 2000 oder 3000 Euro darüber. Nicht nur deshalb sollten die Wagen nicht neu sein. Ältere Modelle lassen sich leichter umarbeiten, weil sie noch nicht so viele elektronischen Teile enthalten.
Geld verdient der Unternehmer mit dem Service nicht. Noch nicht. Zurzeit beflügelt ihn die Begeisterung, ein Auto mit Strom zu betreiben. Er hofft aber, dass sich seine Kenntnisse später einmal rentieren.
(Quelle: FR-Online.de, 02. Juli 2010)